Kindheit und Jugend

Wilhelm Jaruska wird am 26. Juli 1916 im Wiener Gemeindebezirk Ottakring geboren und wächst als Pflegekind im südburgenländischen Mogersdorf auf. Mit neun Jahren wird er von seinem Vater zurück nach Wien geholt. Gefördert wird er in dieser Zeit vor allem von seiner Stiefmutter, die ihm Lesen und Schreiben beibringt und ihm so den Besuch der Hauptschule ermöglicht. Da es seinen Eltern aber wichtiger ist, dass er arbeitet, beginnt er als Jugendlicher eine Lehre als Industriemaler in einer Gobelinwerkstatt.

 

Studium und Kriegszeit

Nach Schließung der Werkstatt und dem Tod des Vaters Anfang 1933 ist Jaruska, wie viele andere Menschen auch, mit den schwierigen ökonomischen Bedingungen dieser Zeit konfrontiert. Er beschäftigt sich künstlerisch intensiv mit den sozial benachteiligten Schichten der Wiener Bevölkerung und dokumentiert den Alltag in seinem Heimatbezirk Ottakring. 1936 bewirbt er sich an der Wiener Kunstgewerbeschule. Nach bestandener Aufnahmeprüfung besucht er zwei Jahre die Klasse für Malerei bei Wilhelm Müller-Hofmann. Er lernt dort seine Mitschülerin und spätere Frau Alice „Lizzi“ Essler kennen, die aus einer Familie tschechischer Fabrikanten stammt. Durch einen Plakatwettbewerb in Müller-Hofmanns Klasse kommt Jaruska mit der Druckerei Rosenbaum, damals eine der größten Druckereien Wiens, in Kontakt. In der fixen Anstellung, die Jaruska nach kurzer Zeit erhält, erlernt er das Druckhandwerk. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird das Dienstverhältnis jäh unterbrochen und Jaruska wird zur Artillerie in die deutsche Wehrmacht eingezogen. Dank seines Berufes als Zeichner wird er hauptsächlich als Schreiber eingeteilt, wo er technische Zeichnungen anfertigt. In dieser Zeit ist er an verschiedensten Kriegsschauplätzen in Frankreich, Jugoslawien und Russland und wird Zeuge der Grausamkeiten des Krieges.

 

Professur und Etablierung als Werbegrafiker

Nach Kriegsende ist es für Jaruska wieder möglich, sich künstlerisch frei zu entfalten. Er bezieht zunächst ein Atelier in der Gablenzgasse in Ottakring und später, Anfang der 1950er Jahre, gemeinsam mit seiner Frau und seinen Schwiegereltern ein Haus in Stadlau. 1954 nimmt er eine Lehrstelle an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt für das Fach Plakatentwurf und Illustration an. Ein parallel begonnenes Studium an der Akademie der bildenden Künste in der Klasse von Albert Paris Gütersloh, das er 1959 abschließt, ermöglicht ihm später eine eigene Professur. Bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1977 geht er dieser Lehrtätigkeit nach und ist nebenbei als freischaffender Grafiker tätig. Auftragsarbeiten der Stadt Wien für Plakate und Werbungen, wie auch Fassadengestaltungen für soziale Wohnbau-Projekte folgen. Des Weiteren ist er als Illustrator für Kinderbücher tätig. Er gestaltet Plakate für die Wiener Messe, die Wiener Festwochen sowie für die Olympischen Winterspiele 1964 in Innsbruck. Von der Stadt Wien wird Jaruska 1970 mit einem besonderen Projekt beauftragt. Er übernimmt die Gestaltung der Informations- und Präsentationshefte über den Ausbau des Wiener U-Bahn-Netzes. Am Höhepunkt seiner Karriere wird 1971 eine Auswahl seines künstlerischen Schaffens im Österreichischen Museum für angewandte Kunst gezeigt.

 

Freies Schaffen, Reisen und Familie

Seine Professur und die erfolgreich durchgeführten Aufträge der Stadt Wien steigern seinen Bekanntheitsgrad und sichern ihm finanzielle Unabhängigkeit. Mit seiner Familie unternimmt er ab den 1960er Jahren zahlreiche Reisen durch Österreich. Besonders gerne werden Urlaube im Waldviertel verbracht, wo Jaruska mit Vorliebe den Ort Litschau dokumentiert. Weitere Reisen führen ihn nach Frankreich, Holland, Italien und Kroatien. Auch hier schildert er unermüdlich Land und Leute in seiner bevorzugten Mischtechnik auf Papier. Inspiration findet er immer wieder auch zuhause in Wien. Es sind Alltags- und Freizeitsituationen auf der Straße, in der U-Bahn, im Park oder am Badeteich, die er künstlerisch einfängt. Als Wilhelm Jaruska am 2. Dezember 2008 stirbt, hinterlässt er ein umfangreiches Werk, das von seiner ungebrochenen Schaffenskraft bis ins hohe Alter zeugt.

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